Mittwoch, 28. Februar 2018

Stadion am Quenz

Es ist schon ein paar Wochen her, aber es ist nie zu spät für ein paar Erinnerungen. Die 3. Etappe unserer Deutschlandtour verschlug uns nach Brandenburg im gleichnamigen Bundesland. Ein Arbeitskollege brachte mich auf die Idee dort mal nachzufagen beim Nachfolgeverein der einstigen Europapokalluftschnuppernden BSG Stahl.


Ich stieß tatsächlich auf Interesse und man stellte sogar ein Spiel im altehrenwürdigen Stadion am Quenz in Aussicht. Das wäre natürlich der i-Punkt gewesen, war aber nie eine Bedingung. Man war sich immerhin auch stets der Witterungslage bewusst. So eine Reise erfordert immer Opfer. Viele Männer mussten wir zurücklassen, weil eine Fußballpause oft dafür genutzt wird um Dinge zu tun, die man sonst vernachlässigt. Man verbringt Zeit mit seiner Familie, schiebt Schichten auf Arbeit die man sonst abgibt, büffelt für Prüfungen oder kurriert Verletzungen aus, weil das große Saisonziel einem permanent vor Augen geführt wird. Einige Unantastbare treibt es dann auf touristische Exkursionen in andere Bundesländer um dort festzustellen, dass man einer 2. Mannschaft, die zum Teil Anschlusskader eines Landesligisten darstellt nicht gewachsen ist.


Mit 0:6 ging man schon etwas geknickt vom Platz. Das ständige Anrennen der Offensivwalze des Stahlfeuers ging unseren Verteidigern schon sehr in die Knochen. Und wie sich ein Strohm, oder ein Kutzschebauch, oder ein Richard Bosse selbst beim 0:5, oder 0:6 noch in die Bälle schmeißen, dass zeigt einen, dass wir bereit sind für die Rückrunde. Sich für die Jungs und die Mannschaft zu zerreißen ist unabhängig vom Ergebnis. Auch in der 90. kann man sich noch in einen Schuss werfen, und sei es als Dank für den Torwart, der sich die komplette Spielzeit lang machen muss.


Mit dem Abpfiff holte man sich den FC Stahl noch auf ein Foto vor der großen Tribüne am Quenz und man blickte sich noch ein letztes mal um. Wann hat eine Lindenauer Mannschaft mal in so einem atemberaubenden Stadion gespielt? 20.000 waren dort damals drin gegen den IFK Göteborg... Auch wenn wir diesmal wieder nur mit 12 Mann unterwegs waren, wir bereuen nichts und werden weiter machen und uns wieder ins Auto setzen. Ziel unbekannt, aber den Mythos werden wir verbreiten. Vielleicht finden wir auch irgendwann nochmal solche Jungs wie in Braunschweig, die sich nach dem Spiel finanziell komplett nackig machen um uns einen schönen Abend zu machen. Denn in Brandenburg wurden 30 Minuten nach dem Spiel schon die Rolläden runter gemacht. Typisch 2. halt...

Mittwoch, 7. Februar 2018

Abenteuer Hauptstadt

Mythos Dritte, Deutschlandtour, Berlin... 16 Spiele in 16 Bundesländern und schon die 2. Etappe führt uns in die schöne Hauptstadt. Eine große Stadt mit haufenweise Clubs, schönen Ecken und sicherlich ne Menge Zeugs was man sich angucken kann. Nicht nur eine Anfrage habe ich raus geschickt. Am schnellsten und zugleich sympathischsten erreichte mich die Antwort der Tasmania und ihrem Trainer Vahit Ciftci.Warum Tasmania? Mit einem Blick auf die ewige Tabelle der Bundesliga hat die Tasmania bis heute einen unerreichten Status dessen Tatsache und Einzigartigkeit genug Anreiz hatte um genau dorthin zu fahren.



Auf dem Weg nach Berlin fuhren wir beim erst besten BK irgendwo auf der A9 ab und wurden prompt mit einem kaputten Grill konfrontiert. Für die Lindenauer Jungs gab es nur Chicken oder Salat... In Berlin machten wir am Fuße des Funkturms rasst um ein klassischen Touristenselfie mitzunehmen. Kutsche kollabierte fast weil er irgendwo auf dem Fußwegparken musste, vorne und hinten hielten Busse, links rollte es zweispurig und der Bundesgrenzschutz hatte auch ein Auge auf ihn geworfen. Auf dem Messegelände störten wir eine Demo von unzufriedenen Siemens-Mitarbeitern. Immerhin war einer bereit, nach dem Austausch vieler gefälschter Identitäten, ein Mannschaftsbild der besonderen Art zu machen.

Angekommen im Werner-Seelenbinder Sportpark erwartete uns schon offenherzig Trainer Ciftci und begleitete uns in die Katakomben der Tasmania. Man hatte schon viel Respekt beim Nachfolgeverein eines solchen Traditionsverein spielen zu dürfen. Richard und Kevin machten erst noch ihren Gang zum Späti, denn ohne was kulinarisch einheimisches für Hinterher brauchen wir gar nicht erst spielen. Apropo Kevin: der kleine Schäfers bekam in Berlin sein kleines "Abschiedsspiel". So eine Fahrt bedeutet immer einen minimalen Kader. Nicht alle treten so eine Fahrt an. Viel Zeit geht in den Winter - und Sommerpausen drauf für Familie, Uni, Arbeit etc... Die Konkurrenzfähigkeit hat dadurch ein bisschen gelitten.


Dass die Tasmania uns dann natürlich derart überrollt, damit konnte keiner rechnen. Ein Verein, der in seiner Liga keine große Rolle spielt und im Training regelmäßig von ihrer 2. verprügelt wird, zeigte uns deutlich Grenzen. Einzelne Diven oder non-teamplay Schickimicki Fußballer gab es dort nicht. Die Jungs von Trainer Ciftci traten im Kollektiv auf und raubten dir die letzte Luft zum atmen. Zugegeben, ich habe noch nie in 10 Jahren Dritte eine Mannschaft gesehen, die so guten Fußball spielen kann. Von Minute 1 an hinten reingedrückt konnte sich die Dritte nur selten befreien. Ein Schuss aus 2. Reihe beendete nach einer Viertelstunde die erste Verteidigungswelle. Die Tasmania ließ nach der Führung einige Großchancen liegen. Der Mythos versuchte den Berlinern die Stirn zu bieten, spielte die Angriffe über Außen aber zu schlecht aus und verpasste in 2 Situationen von der Strafraumgrenze einfach mal abzuschließen. Nach einer halben Stunde trafen die Hausherren zur 0:2 Pausenführung.


Nach der Pause ist der Leidensweg unserer Jungs schnell erzählt. Die Grundordnung bei uns war generell besser. Stabil stehen und Tasmania die Ideen zu nehmen klappte auch ein paar Momente. Doch anders als in Halbzeit 1 war jeder zugelassene Schuss ein Treffer. Tasmania nahm uns auseinander ohne dass wir was ausrichten konnten. In der ein oder anderen Situation fehlten ganz klar Leute wir Nico, Stefan oder und vorallem ein PJ. Klar dass sich da der ein oder andere auf den Schlips getreten fühlt. Erst beim Stand von 5 oder später 6:0 waren viele Angriffe der Tasmania zu Ballverliebt und zielgerichtet nur auf ihren Aube Schäfers im Team gespielt, dem ein Treffer an diesem Tag aber nicht vergönnt war. Vorne stach der Bosse einmal zu. Die restlichen Angriffe wurden meist abgepfiffen. Der Schiedsrichter wirkte oft ängstlich und sehr beklemmt. Wer weis was der im Neuköllner Fußballalltag manchmal alles erlebt. Die größte nennenswerte Chance hatte unser Ebrahim. Nach Hereingabe von Benny verfehlte er das Tor nur knapp. Marcel der hinter den Spitzen im 2. Durchgang einen guten Eindruck machte ist vielleicht auch noch positiv zu benennen. Ansonsten wars das...

Haken dran. Die Dritte bezahlt in Berlin viel Lehrgeld. Schön wars allemal. Als in den Katakomben bei den Tasmanen das Licht ausging waren wir noch drin. Anschließend ging es zum Späti, über die Hermann Straße noch was kleines essen. Schreiend durch die Gassen Neuköllns zu laufen hatte sicherlich was einmaliges und zog viele Blicke auf sich. Eine Herde wie wir schaut dort nicht jede Woche vorbei. Danke Vahit und der 3. Mannschaft von Tasmania Berlin für das Spiel. Wir nehmen viel mit. Die Rückrunde wird lang und schwer. Vielleicht sieht man sich mal wieder. Steht unser Kunstrasen seid ihr definitiv mal auf einen Gegenbesuch eingeladen.



#WirSindDritte